Quelle

„Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird in Ewigkeit nicht mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser in das ewige Leben sprudelt.“ (Joh 4, 14f.)

Die samaritische Frau, mit welcher Jesus am Jakobsbrunnen spricht, versteht nicht wirklich, was Jesus sagen will. Sie meint - lesen Sie hierzu die ganze Bibelstelle (Joh 4,19-26) -, so ein Wasser wäre halt praktisch, um ihren Durst ein für allemal zu löschen und sich künftig den weiten Weg zum Brunnen und die Mühen des Wasserschöpfens zu ersparen. Sie bleibt an ihrem natürlichen Bedürfnis hängen und dringt nicht vor zu der Ebene, um die es Jesus geht. Sie versteht ihn nicht und beide reden aneinander vorbei. (vgl. zur Stelle B. Schellenberger, Ich bin es, der mit dir redet, Die Botschaft des Johannesevangeliums, S.41 f.)

Verstehen wir Jesus? Was meint er mit dem lebendigen Wasser, das er uns geben kann? Was ist das für ein Wasser, das in uns zur Quelle wird und „in das ewige Leben sprudelt“?

Wasser scheint hier ein Symbol zu sein für etwas Tiefgründigeres, für eine transzendente, unsichtbare Wirklichkeit, die eben nur durch das Symbol in Erscheinung treten und begrifflich gefasst werden kann. Wasser als Bildspur, die uns, den Leser, die Leserin, woanders hin führen will.

Wasser hat dabei immer etwas zu tun mit Erneuerung, Heil, Reinheit, neuer Lebenseinstellung, einem neuen Herzen und einem neuen Geist, einem Wiedergeborenwerden aus „Wasser und Geist“ (Joh 3,5), das erst den Zugang zum Reich Gottes gewährt.

Wenn es in Johannes 7, 38 heißt: „Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“, wird Bezug genommen auf ältere Bilder bei Ezechiel, wo Wasser aus dem Inneren des Tempels strömt, um die Schöpfung zu heilen und gesund zu machen. („... denn das Wasser des Flusses kommt aus dem Heiligtum“; vgl. Ez 47,1-12).

Bei Johannes wird nun das Innere des Tempels gleichgesetzt mit dem Tempel seines Leibes, aus dem Wasser des Heils und der Heilung fließt. Dieses Wasser, das Jesus gibt und das aus seinem Inneren strömt, kann in uns zu einer „Quelle werden, deren Wasser in das ewige Leben sprudelt.“ (Joh 4,14) Und Jesus ruft uns zu - während er mit seinem revolutionären, für manche blasphemischen Anspruch, an die Stelle Gottes zu treten, Verhaftung und Tod in Kauf nimmt - : „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.“( Joh 7,37)

"Fast alle Aktivitäten unseres Lebens stellen im Grund genommen den Versuch dar, unseren Durst zu stillen - unseren Durst nach Leben und Sinn. Man kann sich grundsätzlich nie genug betrinken. Wir Menschen hungern und dürsten nach mehr als allem." (B. Schellenberger, Gehimmelt und geerdet, Atemlesungen für spirituell Suchende. S. 90)

Für Anselm Grün heißt Spiritualität, "aus der Quelle des Heiligen Geistes zu leben", die sich konkret zeigt "in Tugenden und Haltungen, die die Kräfte in unserer Seele aktivieren und freilegen. Wer aus dieser Quelle lebt, der darf erleben, dass sein Leben gelingt und neuen Geschmack erhält: das Erleben von Weite und Freiheit, von Lebendigkeit und Liebe." (A. Grün, Quellen innerer Kraft, Erschöpfung vermeiden-positive Energien nutzen, Freiburg im Br.2005, S.79f.)

Impulse

  • Aus welchen Quellen schöpfe ich?
  • Durch welche trüben Quellen (wie z.B. Ärger, Machtsucht, Kontrollzwang, Gier, Eitelkeit..)werde ich verschmutzt?
  • Wie steht es mit meiner Christusbeziehung? Ist Jesus Christus für mich eine Quelle des Lebens?
  • Öffne ich mein Herz und meine wunden Stellen für das lebendige und heilende Wasser, das aus ihm strömt Ihn?
  • Will ich mich heilen lassen? Will ich überhaupt gesund werden?

Literatur

  • Bernardin Schellenberger, Ich bin es, der mit dir redet, Die Botschaft des Johannesevangeliums, Freiburg im Breisgau 2008
  • A. Grün, Quellen innerer Kraft, Erschöpfung vermeiden-positive Energien nutzen, Freiburg im Br.2005.

(Text von Gustav Schädlich-Buter)