Vertrauen

„Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren ... Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er (Jesus) aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? ...“ (Markus 4,35 f.)

Sturm, Unwetter, peitschend hohe Wellen - der Mensch - Ur-gewalten ausgesetzt - ein Winzling: bedroht, ohnmächtig, eingeschlossen, in die Enge getrieben, durcheinander gewirbelt. Das kleine eigene Lebensboot ist nicht mehr unter Kontrolle. Einige rudern heldenhaft oder wie verrückt, schöpfen Wasser, um den Untergang abzuwehren, einige sitzen wie gelähmt in einem Winkel des Bootes, ergeben sich der Aussichtslosigkeit, resignieren.

Die biblische Geschichte erinnert an die Situation nicht weniger Patienten, die von einer schweren Krankheit bedroht sind: Menschen schockiert, gelähmt vor Angst, aus der Bahn geworfen; schwerkranke Menschen, die sich ohnmächtig ausgeliefert fühlen, die sich in eine ihnen fremde Institution verbannt oder einem blinden Schicksal ausgeliefert fühlen. Menschen, die keinen Boden unter den Füßen mehr spüren. So ähnlich lässt sich manch innere Befindlichkeit beschreiben.

In der biblischen Geschichte schreien die Jünger Jesu nach einem, der sie rettet. Doch Jesus schläft. Ist er unberührt von der Not der Menschen? Oder ruht er, weil er eine absolute Sicherheit im Haltlosen und Abgründigen hat, eine unerschütterliche Geborgenheit die von dem, was uns Todesangst macht, nicht berührt werden kann?

Aufgeweckt gebietet er energisch Wind und Sturm sich zu beruhigen. Dann frägt er seine Jünger wenig einfühlsam und irgendwie provokativ: "Warum seid ihr so furchtsam, habt ihr noch keinen Glauben?"

Was werden Sie ihm antworten? Was werde ich ihm antworten?

Vielleicht so: "Jesus Christus, Sohn Gottes, mein Glaube ist in vielen Lebenssituationen zu schwach, oft habe ich Angst unterzugehen und spüre den tragenden Grund nicht mehr. Dann will mein Unglaube alles selber in den Griff bekommen und alles unter Kontrolle haben. Bitte nimm mich mit meinem Unglauben an deiner Hand und lass mich spüren, was dich trägt und ruhig sein lässt, dass meine Angst verliere."

Impuls

  • Formuliere ein eigenes „Gebet“, einen „Psalm“ als Antwort

Literatur

  • Anne und Nikolaus Schneider, Vertrauen, Was in unsicheren Zeiten wirklich trägt, Asslar 2013

(Text von Gustav Schädlich-Buter)