Qualitätsstandards

Die unten stehenden Qualitätsstandards wurden vom Erzbischöflichen Ordinariat München, Fachbereich Krankenhausseelsorge formuliert, sind aber für das gesamte ökumenische Team des Seelsorgezentrums am Klinikum der Universität München leitend.

Präambel

Ganzheitliches Menschenbild

Krankenhausseelsorge ist dem christlichen Menschenbild verpflichtet, das sowohl die körperlichen als auch die seelischen und spirituellen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigt. Sie geht davon aus, dass im Menschen gerade in Krankheit, bei unheilbarer Erkrankung und im Sterben in besonderer Weise Fragen nach Sinn und Ziel des Lebens aufbrechen können. Die spirituell-geistige Seite des Krankheitsprozesses ist eine entscheidende Ressource zur Heilung und Ganzwerdung. Der Begleitung der je eigenen Spiritualität des Menschen kommt daher eine besondere Aufmerksamkeit zu.

Offenheit für alle

Krankenhausseelsorge versteht sich als Angebot für alle Kranken, Angehörigen und Mitarbeiter des Hauses unabhängig von ihrer Konfession oder Religionszugehörigkeit. Dies ist begründet im biblischen Auftrag der Kirche, die sich zu allen Menschen gesendet weiß und die davon ausgeht, dass alle von der Zuwendung Gottes und seinen Verheißungen getragen sind.

Kirchliche Verankerung

Krankenhausseelsorge ist pastoraler Dienst der Kirche. Von ihr empfangen alle Seelsorgerinnen und Seelsorger Beauftragung und Aussendung.

Arbeitsweise

Ökumene

Angesichts der existentiellen Fragen müssen die grundsätzlichen Glaubensaussagen und ethischen Positionen über alle Konfessionsgrenzen hinweg gemeinsam vertreten werden, d.h. eine ökumenische Zusammenarbeit im Krankenhaus ist daher unbedingt notwendig.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Es besteht die grundsätzliche Bereitschaft, mit den verschiedenen im Haus tätigen Berufsgruppen zusammenzuarbeiten. Dazu gehören die Kooperation und der Dialog mit den verschiedenen im Haus tätigen Berufsgruppen, sowie die Zusammenarbeit bei ethischen Konfliktsituationen und bei diesbezüglichen Arbeitsgruppen.

Einbindung von Ehrenamtlichen

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen bei der Erfüllung der Aufgaben vor Ort. Sie sind entsprechend ausgebildet und werden begleitet.

Aufgaben

Besuch auf den Stationen

Das Angebot gilt allen Patientinnen, Patienten und ihren Angehörigen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Neben Besuchen am Krankenbett, Gespräch und Beratung wird der Wunsch nach Gebet, heiligen Zeichen und Sakramenten wahrgenommen und erfüllt.

Kontakt zu den Mitarbeitenden

Die Krankenhausseelsorge ist ebenfalls der Ansprechpartner für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere bei Fragen und Problemen, die sich aus der spezifischen Tätigkeit im Klinikum ergeben. Dies geschieht durch individuelle Gespräche und Angebote für das ganze Team, z.B. Fallbesprechungen und spirituelle Angebote.

Präsenz im Haus

Neben der persönlichen Anwesenheit im Klinikalltag und bei hausinternen Veranstaltungen ist der kontinuierliche Kontakt auf struktureller Ebene (Klinikleitung, Verwaltung, Pflegedienst, Sozialberatung,...) wichtig. Das Selbstverständnis wird in den hausinternen Medien dargestellt und kann gegebenenfalls durch Vorträge und Diskussionsrunden transparent gemacht werden.

Erreichbarkeit

Zuverlässige Erreichbarkeit ist ein Qualitätskriterium jeder Krankenhausseelsorge. Dies gilt besonders in krisenhaft zugespitzten Situationen. Ziel der Krankenhausseelsorge ist es, diese Erreichbarkeit zu gewährleisten. Einsätze im Rahmen dieses Dienstes werden dokumentiert.

Liturgie

Der Kirchenraum ist jeder und jedem zugänglich. Er eröffnet einen Raum der Stille und des Gebetes. Neben Krankensegen, Krankenkommunion, Krankensalbung, Beichte, Taufe, Verabschiedung, Aussegnung und Meditation stellt ein zentrales Element die gemeinsame Eucharistiefeier dar.

Mitarbeit in Aus-, Fort- und Weiterbildung

Ein Schwerpunkt seelsorglicher Arbeit im Krankenhaus besteht darin wahrzunehmen, auf welche spirituellen Ressourcen Betroffene in Krankheit und Sterben zurückgreifen und wie diese für den Heilungsprozess nutzbar gemacht werden können. Dieses Bemühen gilt es in die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten, Pflegenden und therapeutischen Berufen einzubringen.

Das Selbstverständnis wird in den hausinternen Medien dargestellt und kann gegebenenfalls durch Vorträge und Diskussionsrunden transparent gemacht werden.

Voraussetzungen

Fachliche Kompetenz

Die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger haben eine theologische, pastorale Ausbildung sowie eine pastoralpsychologische Weiterbildung, in der Regel eine klinische Seelsorgeausbildung, die durch eine kontinuierliche Fortbildung weiter vertieft wird. Um die Qualität der Arbeit zu gewährleisten, besteht das Angebot von Supervision und Fallbesprechungsgruppen.

Rechtlicher Rahmen

Das Grundrecht auf freie Ausübung der Religion (GG Art. 4 Abs. 1) bedeutet für die Seelsorge, dass von ihr entsprechende Angebote gemacht werden. Das Prinzip der Religionsfreiheit macht deutlich, dass Seelsorge niemandem vorenthalten werden darf. Die Würde der Person beinhaltet das Recht, den eigenen Glauben auszuüben und zu praktizieren. (GG Art. 140; BV Art. 148)

Institutionelle Bedingungen

Die Seelsorge kooperiert mit dem Krankenhaus und erhält so die nötigen Informationen und räumlichen Gegebenheiten.

Ziele

Raum für Spiritualität und Begegnung

Die Krankenhausseelsorge eröffnet einen Raum der Spiritualität und ermöglicht Begegnung. Darin finden die Menschen für ihren Glauben, ihre spirituellen Einstellungen und Erfahrungen Gesprächspartner und kompetente Begleitung. Die je eigenen Wert-, Sinn- und Gottesvorstellungen sind auf ihre heilende und befreiende Dimension hin zu entdecken und in den Blick zu nehmen. Ermutigung hin zu einer persönlichen Gottesbeziehung gehört ebenso dazu wie die Feier des Gottesdienstes und die Spendung der Sakramente.

Ressourcenorientierung

In einem Krankenhaus, in dem der Blick als erstes auf die Erkrankung und somit auf das Defizit der körperlichen und psychischen Gesundheit gerichtet ist, setzt die Krankenhausseelsorge innerhalb der vielfältigen Dienste im Krankenhaus mit ihrem Blick auf die unbedingte Heilszusage Gottes einen wichtigen Akzent. Sie fördert die Mündigkeit und Subjektwerdung des kranken Menschen, indem sie die eigene Spiritualität als Quelle der Lebenskraft erschließt.

Prophetische Dimension

Die Seelsorge hat innerhalb des Krankenhauses eine prophetische Dimension. Die ganze Kirche tritt für die Würde des kranken, behinderten, sterbenden und ungeborenen Menschen ein und gibt den Schwachen eine Stimme. Die unantastbare Würde des Menschen basiert auf der Ebenbildlichkeit Gottes, die menschliches Leben als unbedingt schützenswert ausweist. Darum bezeugt die Seelsorge den Wert jeden Lebens im Dialog mit dem Patienten und seinem Umfeld, dem Behandlungsteam und den wirtschaftlichen und strukturellen