Sorglosigkeit

In Krisen- und Ausnahmesituationen (z.B. eine unerwartete Krankheitsdiagnose gerät unser Lebensfluss ins Stocken. Wir kreisen unaufhörlich um unsere Sorgen, unsere Probleme werden riesengroß, auftauchende bange Gedanken zermartern unser Gehirn und die damit verbundenen Ängste wirbeln uns durcheinander. Die Sorge beherrscht uns bis zum Ende unseres Lebens, meinten die Römer. Erst im Tod höre die Sorge auf.

Die Sorge treibt uns Menschen tatsächlich schon im normalen Alltag oft genug um und beherrscht uns: die Sorge um die eigenen Kinder, um den Lebensunterhalt, um die Anerkennung im Beruf, um kranke Freunde ... Und nicht wenige Patienten hier im Krankenhaus setzen sich unter einen sorgenden Leistungsdruck: „Es muss doch schneller vorangehen! Ich kann doch nicht so lange krank herum liegen! Was werden die anderen im Betrieb sagen? Werden die Ärzte alles richtig machen? ...“

In bedrängenden und sorgenvollen Situationen neigen wir dazu, uns vom Gift der Sorgen lähmen und zu Boden drücken zu lassen. Und wir vergessen nach unseren inneren Kraftquellen zu suchen wie die Reben, die getrennt vom Weinstock, keine Frucht bringen können (vgl. Joh15, 1-15)

Jesus hingegen versteht den Menschen nicht als einen, den die Sorge wesentlich ausmacht. An vielen Stellen im Evangelium ruft er uns zur Sorglosigkeit auf (Mt 6, 25.27) Die Evangelien legen uns nahe, uns nicht zu sehr in die Macht der Sorge zu begeben; es ist letztlich meine Entscheidung, ob ich mich den Sorgen Macht über mich gebe und mich niederdrücken lasse oder ob ich all meine Sorgen Gott übergebe. Jesus versteht den Menschen vor allem als einen, der im Vertrauen auf den Vater lebt, der für ihn sorgt im Leben wie im Sterben. Im Johannesevangelium wird Jesus Christus selbst als Kraftquelle für uns Leben und unsere Fruchtbarkeit vorgestellt. (vgl. Joh 15, 1-15)

Wir können Gott durch seinen Sohn Jesus Christus bitten, dass er uns an Seiner Hand nimmt und er uns durch alle Sorgen und Ängsten hindurchführt zum grenzenlosen Vertrauen an den Vater im Himmel.

Impulse

  • Lernen Sie das folgende Lied auswendig und meditieren Sie dessen Inhalt!

    „Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.
    Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
    Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“

    (Georg Neumark 1657, altes Gotteslob Nr. 295)
  • Meditieren Sie Matthäus 6, 19-34 (Von der falschen und der rechten Sorge)

Literatur

  • Anselm Grün, Herzensruhe, Im Einklang mit sich selber sein, Freiburg im Br. 1998, 2013

(Text von Gustav Schädlich-Buter)