Gottes Geist…

„Solang ich Hoffnung hab, solang ich überleb, solange, Solange ich Dich in mir trag, solang ich zu Dir steh, solange bin ich ich, und solange ist es wahr, solange ... solange ich Dich fühle, solange ich dich spür ... solange ich in Dir bin, solange ich an Dich glaube, solange, solange bin ich Kind, nicht Asche und nicht Staub. Solange bin ich fern vom Horror dieser Welt ...“

Die Liedzeilen der Band Glashaus drücken genau das aus, um was es im Pfingstfest der Christen letztlich geht. Solange Gottes Geist die Welt durchstrahlt und sein Atem meine Seele durchflutet, solange ich Gottes Geist in mir trag, solange bin ich am „Leben“. Solange Gottes Geist in mir wirkt, bin ich meiner Vergänglichkeit enthoben, bin ich nicht mehr „Asche und nicht Staub“, habe teil am göttlichen Sein. Gottes Geist, sein Atem und seine Lebenskraft - das lateinische spiritus meint sowohl Geist wie Atem - rufen uns ins Leben, geben unserem Leben Sinn, sind Lebenselexier vom ersten bis zum letzten Atemzug. Der jüdische unaussprechbare Gottesname JHWH gilt als Hauchwort.

Pfingsten - das ist modern gesagt - das Fest der „frischen Luft“, die unsere Lungenflügel durchströmt, der Atem in unserem Atem, damit wir nicht ersticken in der Enge unserer Existenz, damit sich der Horizont weitet und der verhangene Himmel über unserer Seele aufreißt. Solange das passiert, ist Gottes Geist da ...

Pfingsten, das ist auch ein Sprachereignis (wer möchte, lese in der Apostelgeschichte, Kapitel 2), bei dem Gottes Geist das Wunder geschehen lässt, dass wildfremde Menschen unterschiedlicher Völker und Nationen sich verstehen, gerade so, als würden die anderen in ihrer Muttersprache reden. Gottes Geist baut Brücken, Sprachbarrieren werden übersprungen, Menschen überwinden Trennendes an Religion, Kultur, Charakter ... und kommen zusammen. Die Sprachverwirrung Babels (Babel=Wirrsal; Genesis 11,9), wo keiner mehr den anderen versteht, wird von Gottes Geist durchdrungen und geklärt.

Wie oft erleben wir solche Sprachverwirrung im zwischenmenschlichen Bereich: keiner hört mehr zu, jede und jeder versucht seine eigenen Interessen durchzusetzen in einer kalten und herrschsüchtigen Sprache. Umgekehrt wirkt Gottes Geist dort, wo wir freundlich, zugewandt, warmherzig und interessiert miteinander reden, aufeinander hören und einander helfen. Unser Glaube - als die Weise wie wir von Gottes Geist bewegt sind - lässt sich ganz einfach daran erkennen, wie wir miteinander reden und aufeinander hören. Solange, ja solange das geschieht, ist Gottes Geist da ...

Und: wer von Gottes Geist beeinflusst wird, bekommt Visionen für sein Leben und sein Engagement in dieser Welt, der lernt wieder zu träumen (vgl. Apg. 2,17), nicht nutzlose Tagträume und Phantasien, sondern die Träume in der Tiefe der Seele: von einem tiefen Frieden, von einem geschwisterlichen Zusammenleben, von einem umfassenden Verstehen, von der großen Barmherzigkeit, die die Welt letztlich am Leben hält ... Solange die Sehnsucht der Seele und ihrer Träume nicht abgetötet ist, solange Gottes Geist wirken kann, „solange, solange bin ich ich und solange ist es wahr, solange“ (Glashaus)

Impulse

  • Welche Visionen habe ich noch für meine Leben? (Buch Joel 3, 1)
  • Welche Ziele strebe ich noch an?
  • Ich meditiere und vergleiche die Bibelstellen Genesis 11, 1- 9 und Apostelgeschichte 2,1-13

(Text von Gustav Schädlich-Buter)